Immer wieder liest oder hört man, Massagen könnten entschlacken, den Körper reinigen und entgiften, unnötigen „Ballast“ ausleiten und so für zusätzliches Wohlbefinden und Gesundheitsprävention sorgen. Was ist dran und kann Massage entschlacken?
Was sind Schlacken?
Schlacken entstehen grundsätzlich bei der Verbrennung, bei der Verhüttung von Erzen oder bei Vulkanausbrüchen. In unserem Körper findet auch eine Verbrennung statt. Bildet er deshalb auch Schlacken? In der Alternativmedizin wird der Begriff gerne verwendet für allerlei körperliche Abbauprodukte und Giftstoffe, die aus dem Körper entfernt werden müssen. Auch metallische Verbindungen wie zum Beispiel Amalgam werden gerne unter dem Oberbegriff „Schlacken“ zusammen gefasst. Die Theorie dahinter ist, dass in den Organen, besonders in Darm, Niere und Leber solche Schlacken angesammelt werden und bei zu hoher Konzentration Gesundheitsschäden und Krankheiten ausgelöst werden könnten. Eine „Entschlackungskur“ oder „Körperentgiftung“ soll dem vorbeugen
Massage zur Entschlackung
Besonders in der Ayurveda-Lehre und deren fernöstlichen Verwandten sind Massagen, die der Entschlackung dienen sollen beliebt. Die Vorstellung dahinter ist diese, dass durch die Massage die Durchblutung und der Stoffwechsel dermaßen angeregt werden, dass mutmaßliche Schlacken aus dem Gewebe heraus transportiert und dann über Urin und Stuhlgang ausgeschieden werden können. Bestimmte Heilkräuter in Massageölen sollen diese Wirkung noch unterstützen.
Entschlackung
Mit speziellen Ernährungsformen, Getränken, Fastentagen, Massagen und „Entschlackungskuren“ sollen diese Schlacken aus dem Körper entfernt und für körperliches Wohlbefinden gesorgt werden. Eine Entschlackungskur soll:
- Entgiften
- Reinigen
- Krankheiten vorbeugen
- Für Wohlbefinden sorgen
- Blut reinigen
Massagen, die diesen Vorgang unterstützen, runden die Behandlung ab. Mache Ratgeber empfehlen die jährliche Entschlackungskur, andere raten zu dichteren Abständen und einer Schlacken vorbeugenden Ernährungs- und Lebensform. Doch was steckt wirklich dahinter?
Herkunft der Schlacken
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war dieser Begriff in Europa nur in der Metallverarbeitung bekannt. Erst dann erfand ein findiger Arzt, Otto Buchinger, eine Fastenmethode, die er geschickt vermarktete, indem er die Schlacken im Körper erfand, um Kunden für seine Kur zu finden. Da damals viele Menschen in der Metallherstellung arbeiteten, war der Vorgang der „Entschlackung“ als wichtiger Bestandteil der Pflege von Hochöfen weit bekannt und es fiel leicht, diesen Vorgang als auch für den menschlichen Körper notwendige Maßnahme zu vermarkten. Heute würde man dies „geschicktes Marketing“ nennen! Tatsächlich ist es bis heute wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dass es solche Schlacken im Körper überhaupt gibt. Unser Körper ist mit Leber, Niere und Darm bestens ausgestattet, Schadstoffe auch ohne „Entschlackungskur“ auszuscheiden. Für alle von Befürwortern der „Entschlackung“ angeführten Wirksamkeitsbeweise gibt es wissenschaftsmedizinische Erklärungen. So ist also eine Entschlackung (ob mit oder ohne Massage) heute, ein Jahrhundert und viele wissenschaftliche Studien später, immer noch genau das, was es ganz zu Anfang schon war: eine Erfindung, um Menschen Dinge zu verkaufen, die sie nicht brauchen. Eine Massage kann wirklich viel. Nur eins nicht: entschlacken!
http://www.zeit.de/2004/19/Stimmts_Entschlackung
https://de.wikipedia.org/wiki/Entschlackung